Live-Music
"Too
old for Rock'n Roll - too young to die" so lästerten
manche Youngsters noch vor wenigen Jahren, wenn die Augsburger "Shotgun-Band"
mal wieder auf der Bühne stand und es noch mal so richtig abgingt.
Der erste Auftritt ist nun fast 50 Jahre her und es gibt fast keinen
Club zwischen Stuttgart, Würzburg und Landshut, in dem wir nicht
schon mal gespielt hätten. Etwa 1500 Gigs kamen da in gut 40 Jahren
schon zusammen.
1964 gings los mit "Softly"
WolfgangVasters (Gitarre), Andy van Tienen
(Schlagzeug), Günter Meyer (Gitarre)
und Sigi Baumüller am Bass.

1965 stieß Veit Liebermann
von "Les Djinns" zu den Shotguns. Mit ihm vergrößerte
sich die weibliche Fangemeinde ungemein. 1966 kam Wolfgang
Hefele und brachte einen sensationellen Gitarrensound
ein, der gleich in der Radio-Kultsendung "Mittwochsparty"
beim Teenager-Twen-Express in Nürnberg mit großem Erfolg
präsentiert wurde.
1967
musste dem musikalischen Trend entsprechend ein Keyboard her. Mit ihm
kam Dieter (Hengst) Frei zur Shotgun-Band.
Von nun an war der Sound voller, mächtiger – aber auch lauter.
Genau das Richtige für die vielen Beat-Festivals, die damals in
Augsburg – meist im Moritzsaal – stattfanden und als magischer Anziehungspunkt
für die Augsburger Jugend galt.

Es wurde mehrfach "die beste Band Augsburgs"
gesucht, meist wurden am Ende die Shotguns zum Sieger gekürt.
Die Auftritte fanden u.a. in der Eisstadion-Gaststätte
statt, im Playboy Pfersee, im Saalbau Königsbrunn und im Weizenbräustüberl
Friedberg-West.
Die erste Freiluft-Beatshow ging
1968 im Eisstadion über die
Bühne. Wir fuhren in einem 
geblümten Mini über die "Eisfläche", sprangen
heraus, packten die Instrumente und begannen zu spielen.
1969
spielten die Shotguns hauptsächlich in amerikanischen Clubs, wo
man als Band unbedingt Go-Go-Girls präsentieren musste. Wir engagierten
Veronica und Irmgard und
hatten auch durch sie viel Erfolg bei den GIs. Viel Aufsehen erregte
der Wechsel von Drummer und "Enfant Terrible" Wolfi
Püschel von den Crashers zur Shotgun-Band. Die Nachfrage
war so groß, dass 150 Auftritte im Jahr gespielt wurden.
Musikalische
Leckerbissen gab es 1970, als die Shotguns mit sechs
anderen 
Amateurbands vor 4000 begeisterten Fans und dem aus München zur
Band gestoßenen Wolfgang Grude die ausverkaufte
Sporthalle rockten. Veit und Wolfgang spielten Duette mit zwei Querflöten
und Wolfgang
spielte zwei Saxophone parallel – natürlich zweistimmig.
Das war damals sensationell und hochklassig und
brachte der Band weit über hundert Auftritte im Jahr ein.
1971 stieg Dieter Atterer
kurzfristig als Sologitarrist ein, aber schon bald löste sich die
Band auf.
Schon
Anfang 1972 war die Zeit der musikalischen Abstinenz
wieder zu Ende. In völlig neuer Besetzung war die Shotgun-Band
– wie sie sich nun offiziell nannte – wieder da:
Schlagzeug: Ricky Kettl
Sologitarre: Boysi Lasser
Rhythmusgitarre: Veit Liebermann
Keyboards: Klaus Geisel
Trompete: Frieder
Bass: Sigi Baumüller
Bald kam Wolfi Püschel als
Drummer
zurück und 1974 wurde
ein neues Experiment gewagt:
Um Santana-Stücke mit mehr Percussion wiedergeben zu können,
wurde Tich Neuhäusler als zweiter Schlagzeuger
ins Team geholt.

In dieser Besetzung spielte man häufig in der
Discotheque Village in der Gögginger Straße, auf vielen Schul-
und Unibällen und man fungierte 1975 als Vorband
der legendären Searchers in der Kongresshalle.
1977
kam Sepp Jung als neuer Schlagzeuger. Er hatte
das schnelle Händchen und spielte "Jessica" von den Allman
Brothers wie kein anderer. Dies wurde vor allem im Münchener Nachtleben
– z.B. im Rigan-Club in Schwabing – immer wieder bestaunt.
Ein Auszug aus unserem Repertoire:
Jessica – Cocain – Sultans of Swing – Hold the Line – Another Brick
on the Wall – Samba pa ti – Nights in white Satin – A Whiter Shade of
Pale – Dreams I'll never see – Time is tight – American Pie – Horse
with no name – Proud Mary – Suzie Q – Country Roads – Breezin' – Year
of the Cat – Baker Street – Sweet home Alabama – Hymn – Love's theme
– Black magic woman – Jesus is just alright – O je como va – Shine on
you crazy diamond – Der Malocher – Born to be wild – Lucky man
 1981
kam mit Holger Brand ein weitgereister Drummer
zur Shotgun-Band. Auch die Stelle des Frontman wurde neu besetzt. Nach
einem kurzen Intermezzo von Hansi Goldfuß
machte die junge Sängerin Christin Sargent
das Rennen. Sowohl musikalisch als auch optisch sorgte sie für
frischen Wind in der Band. Die Presse schwärmte von einem "sexy
Sextett".
 1983
ist diese Episode zu Ende. Fips Fischer kommt
als Frontman und Heinz Mittelbach als neuer
Drummer. Wir beschließen, künftig mit PA aufzutreten und
nehmen Uwe und Frank Nonnenmacher als Technik-Spezialisten
für Ton und Licht in die Band. Erster Auftritt beim Bürgerfest
in Neusäß. Neu im Repertoire: Heartache tonight – Wasted
on the way – 25 or 6 to 4 – I can hear your heart beat – Locomotive
Breath – Down Under.
Schon 1984 warb
das Clochard in der Gögginger Straße mit
"einer der ältesten Rockbands Süddeutschlands" für
den Auftritt der Shotgun-Band. Ende des Jahres wurde dann auch im Clochard
der 20. Geburtstag der Band gefeiert, wo sieben ehemalige Shotguns-Formationen
auftraten. Das Motto der von Charly Köhler moderierten
Geburtstagsfeier lautete: "2000 Jahre Augsburg – 20 Jahre Shotguns
– Wer hält's länger aus?" Der komplette Erlös der
Geburtstagsfeier in Höhe von 3000 DM ging an eine soziale Einrichtung
in Augsburg.

Gerhard Hornung stieß
1986 als Drummer zur Band. Es folgten Auftritte im
Clochard,
im KARAT ,
im Bader-Haus mit Radio
Tele 1 oder in der Stechmücke. Highlight war ein Queen-Abend im
Clochard, der zusammen mit dem Chor des Paul Klee-Gymnasiums
einstudiert und mit großem Erfolg präsentiert wurde.
1989 wurde im Clochard das 25-jährige
Bühnenjubiläum gefeiert. Dazu wurde eine Broschüre mit
dem Titel "25 Jahre Shotgun-Band – Das Pulver ist immer noch nicht
verschossen" aufgelegt, in der alle Formationen/Musiker aufgeführt
waren. Fast alle traten bei dieser Feier auf. In der Presse stand "Eine
tolle Party über zwei Abende. Die Shotguns haben sich viel Arbeit
gemacht, um musikalische Zeitgeschichte zu erzählen."

1990 fand im Barbarasaal das erste
"Back to the Sixties"-Konzert statt, bei dem die Bands der
Augsburger Beat- und Rockszene der sechziger Jahre auftraten: The
Confusion, The Crashers, Les Djinns, The Rough Roads u.The Shotguns.
Sie ließen vergangene Zeiten hochleben und hatten viel Spaß
dabei. Sonja Hefele hatte die Bands zusammengetrommelt und
zeichnete für die Organisation verantwortlich. Auch 1991
gab es ein "Back to the Sixties"-Konzert – dieses Mal im ausverkauften
Spektrum.
1993
wurde zusammen mit Tony and the Tides das Sommerfest am Rothsee
für einen guten Zweck musikalisch gestaltet. Die beiden Bands traten
auch im Beethovenfest 1994 zusammen auf.
Ihr 30. Bühnenjubiläum feierten die Shotguns im ausverkauften
Spektrum. Die Veranstaltung hatte den Titel "30 Jahre Shotguns
– Jubilee-Party der Classic-Rock-Dinosaurier". Durch das Programm
führte Peter Ostanski von RT.1. Das 700-köpfige Publikum
– von "Jung" bis "sehr Erfahren" – war von den Darbietungen
der aktuellen und ehemaligen Shotgun-Musiker begeistert und forderte
immer wieder Zugaben.
1997 rockten die Shotguns, wie
sie immer noch genannt wurden, vor über 1000 Besuchern für
die Wasserwacht auf der Jakober Kirchweih. Die Realschule Mering feierte
ihre Abschlussklassen immer im Papst-Johannes-Haus und mit der Shotgun-Band.
Da die Auftrittsfrequenz der Shotgun-Band nicht
mehr ganz so hoch war, traten einige Mitglieder der Band parallel in
anderen Formationen auf oder machten anderweitige Projekte mit musikalischem
Hintergrund. Fips Fischer gründete die "Fischermans Fränds",
Boysie Lasser trat schon seit längerem mit der Gruppe "So
what" auf, Wolfi Püschel spielte mit Wolfgang Hefele bei den
"Spiders", Sigi Baumüller machte bei der "Ersten
Augsburger Chaoten Band" mit und Wolfgang Hefeles zahlreiche sonstige
"Fremdgänge" können auf seiner eigenen Website www.hepro-studios.de
verfolgt werden. Klaus Geisel produzierte eine eigene CD.
1998 möchte Fips seinen eigenen
Projekten mehr Zeit widmen und die Shotgun-Band suchen eine Sängerin.
Den Wettbewerb gewinnt Conny Hasel, die Alanis
Morisette- und Melissa Etheridge-Stücke super singen kann. Die
Presse spricht von "Face-Lifting für Rock-Dinos" und
viele Fans wollten dies im Spectrum begutachten.
Das Jahrtausend wird mit einer tollen Open-Air-Party am Bismarckturm
vor 6000 Leuten standesgemäß beschlossen. Teilweise durfte
niemand mehr ins Zelt und lange Warteschlangen bildeten sich.

Aus privaten Gründen scheidet Conny im Jahr 2000
wieder aus und an ihre Stelle tritt Manu Klein.
Und auch beim Drummer gibt
es einen Wechsel: Gerhard Hornung macht Platz für Joe
Culas aus Malaysia, der als Profi in Thailand getrommelt
hatte. Die Harmonie der neuen Formation konnte beim Roy-Black-Spektakel
auf dem Rathausplatz unter Beweis gestellt werden. In dieser Besetzung
wurde auch der Tag der offenen Tür in der Meringer Schlossmühle
untermalt. Auch im Jahr 2000 gab es im Spektrum wieder eine "Back
to the Sixties"-Veranstaltung mit den Cannons, Fips Fischer, Spiders,
So What und (natürlich) der Shotgun-Band. Im Rahmen der deutsch-tschechischen
Kulturwoche reiste die Band 2001 nach Liberec, um dort
die Augsburger Rockmusik zu vertreten. Wegen der Verbreiterung des Titelangebots
war auch Fips Fischer wieder von der Partie.
Immer öfter traten nun neben der aktuellen
Formation auf Revival-Veranstaltungen die "alten"
Ur-Shotguns auf – mit Wolfgang Hefele, Veit Liebermann, Wolfi Püschel
und Sigi Baumüller
– und anderen Musikern.
Beim Sixties Revival
2004 standen die Spiders, Les Djinns, die Crashers
und die Ur-Shotguns auf der Bühne der Rosenau-Gaststätte und
die Nachfrage war so groß, dass man einen zweiten Abend anhängen
musste. Am Mikrophon auch Peter Otto von den
ehemaligen Roisters.
Bei den letzten Veranstaltungen der aktuellen Shotgun-Band
war Robbi Fürst am Schlagzeug.
Leider
kam es nur noch selten zu größeren Auftritten. Bei "Rock
im Hof" in Mering wurde eine Sommerparty von den Djinns und den
Ur-Shotguns veranstaltet. Auch bei Christa Ottos Geburtstagsparty auf
Gut Mergenthau sah man die "alten" Shotguns auf der Bühne.
Den bislang letzten Auftritt der Shotgun-Band erlebten die zahlreichen
Fans beim "Back to the Sixties" im Rahmen von Max10
im Verwaltungshof (2010). Die Organisatoren wollten offenbar auch das
ältere Publikum beim Stadtfest einbeziehen.
Zwei traurige Ereignisse trafen die Shotguns 2011
– der erste Schlagzeuger Andi van Tienen und Frontman Veit Liebermann
– zuletzt als 2Shotguns mit Wolfgang Hefele auf der
Bühne – verstarben. Veit wurde unter großer Anteilnahme und
feierlicher musikalischer Untermalung vieler befreundeter Musiker zu
Grabe getragen.
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